1984 - 1994: Gründung und Etablierung
Prof. Dr. Gregor Dupuis wurde 1980 auf die erste Professur für Sprachbehindertenpädagogik an der Universität Dortmund berufen. Sein Engagement zur Gründung einer Praxiseinrichtung an einer Hochschule folgte zweierlei Motiven: Einmal setzte er sich für eine Akzentuierung der Erziehungswissenschaft resp. Sonderpädagogik als Anwendungswissenschaft (versus reine Geisteswissenschaft) ein, die eine enge Verbindung von Theorie, Forschung, Praxis und Lehre braucht. Zum anderen wollte er mit einer ersten sprachtherapeutischen Praxiseinrichtung an einer deutschen Universität ein Exempel statuieren und das derzeit junge Fachgebiet der akademische Sprachtherapie prägend mitgestalten. Hier lag seine wissenschaftliche Auffassung zugrunde, dass der Kern von Sprachtherapie eine komplexe didaktische Aufgabe darstelle und deshalb die Didaktik der Sprachtherapie ein zentraler Gegenstand von Forschungsaktivitäten und Lehrtätigkeiten sein müsse. Universitäten müssten in der Lage sein, originäre Sprachtherapie unter Bedingungen, wie sie in der Praxis vorzufinden sind, in den Mittelpunkt zu stellen.
1984 ist es schließlich gelungen, eine modellhafte Praxiseinrichtung mit Ernstcharakter im Fachgebiet Sprache & Kommunikation an der Universität Dortmund zu gründen, die
- in das öffentliche Versorgungsnetz zur Erbringung des Heilmittels Sprachtherapie eingereiht ist und
- dem hohen Anspruch einer Theorie-Praxis-Verzahnung als Basis wissenschaftlicher Aktivitäten gerecht werden kann.
Gleichwohl sollte das SpA nicht in Konkurrenz zu niedergelassenen logopädischen Praxen stehen. Deshalb hat es sich seit Beginn um die besonderen Fälle gekümmert, die in den Praxen wegen knapper zeitlicher und personeller Ressourcen nur wenig versorgt waren (etwa hörgeschädigte Menschen, nichtsprechende Menschen, Menschen mit progredienten Erkrankungen). Genau das kann eine Universität bieten: Personelle Ressourcen resp. junge Studierende, die sich einsetzen und LERNEN wollen!
Insofern hat die erste Phase des SpAs ihre deutliche Akzentuierung im Bereich des LERNENS: Die einzelfallbezogene Arbeit mit den „Patienten“ stand im Vordergrund: Studierende wurden in Sprachtherapeutische Abläufe eingeführt, sie lernten die Didaktik der Sprachtherapie. Dupuis hat immer betont, dass jede einzelne Fallarbeit bereits als Fallstudie zur Forschungsarbeit werden kann. Gleichwohl sprach er von einem Spagat zwischen hochkarätigen Praxisabläufen einerseits und Forschungsaktivitäten andererseits. Sein Akzent lag deutlich auf der Praxis resp. dem LERNEN, der Didaktik der Sprachtherapie.
Mit der Gründung des SpA an der Universität Dortmund wurde der Grundstein für ein Erfolgsmodell gelegt, dem später viele Hochschulen gefolgt sind (Halle, Leipzig, Heidelberg, Hannover).